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Duftstoffe in Kosmetik und Hygieneartikeln

Was sind Duftstoffe

Duftstoffe sind Moleküle, die über das olfaktorische System (Geruchssinn) wahrgenommen werden. Es handelt sich um flüchtige Substanzen, die sich in der Luft verteilen und dadurch einen spezifischen Geruch verbreiten. Sie zählen nach Nickel zu den zweithäufigsten Auslösern von Kontaktallergien [1]. Etwa jeder Fünfte reagiert mit Allergien oder Unverträglichkeiten auf Produkte mit Duftstoffen. Dabei ist es egal, ob die Duftstoffe synthetischen oder natürlichen Ursprungs sind.

Wichtiges in Kürze

  • Ein Duftstoff ist ein den Geruchssinn anregender, chemischer Stoff, der bei Tieren der Kommunikation dient, beispielsweise als Pheromon. Bei Pflanzen dienen Duftstoffe sowohl der Anlockung von Insekten zur Ausbreitung von Pollen, Samen oder Sporen als auch zur Abschreckung [2].
  • In der EU unterliegen Duftstoffe den Regelungen der Chemikalienverordnung REACH. Es existieren zusätzlich EU-Vorschriften zu Einsatzverboten bestimmter Duftstoffe und zur Kennzeichnung von Duftstoffen, die in den EU-Verordnungen zur Einstufung und Kennzeichnung von Stoffen, zu Kosmetika und Detergenzien geregelt sind.
  • Duftstoffe erfüllen keinen gesundheitlichen Zweck, sondern sollen den Menschen emotional ansprechen.
  • Natürliche Duftstoffe sind im Allgemeinen nicht weniger belästigend oder weniger allergieauslösend als synthetisch hergestellte Duftstoffe.
  • Wenn von synthetischen Duftstoffen die Rede ist, wird zwischen zwei Arten unterschieden. Zum einen gibt es naturidentische Duftstoffe, die in der Natur zwar vorkommen, aber synthetisch hergestellt werden, statt sie natürlich zu gewinnen. Zum anderen gibt es Duftstoffe, die überhaupt nicht in der Natur vorkommen und somit quasi erfunden wurden. Sie müssen logischerweise ebenso synthetisch hergestellt werden.
  • Von den 3000 eingesetzten Duftstoffen muss die Kosmetikindustrie nur 26 auf der Verpackung kennzeichnen – die anderen 2974 Substanzen werden als „Parfum“ oder „Aroma“ bezeichnet
  • Die 26 Duftstoffen, für die ein allergieauslösendes Potenzial nachgewiesen wurde, müssen nur namentlich gekennzeichnet werden, wenn sie in einer bestimmten Konzentration im Produkt enthalten sind.

Duftstoffe – so erkennst du sie

Die Inhaltsstoffe eines Produktes sind in der INCI-Liste (meist auf der Rückseite oder der Verpackung) gelistet. INCI ist die Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe (Abkürzung INCI von englisch International Nomenclature of Cosmetic Ingredients).

Grundsätzlich werden Kosmetikprodukte, die auf der Haut verbleiben (Leave-on-Produkte wie z.B. Cremes und Duftwässer) von Produkten, die abgespült werden (Rinse-off-Produkte wie z. B. Duschgele und Shampoos) unterschieden [3]. Aufgrund entsprechender EU-Vorschriften sind u.a. 26 Duftstoffe (siehe Liste weiter unten) mit allergenem Potenzial seit 2005 deklarationspflichtig:

  • sofern sie eine Konzentration von 0,001 % in „Leave-on-Produkten“ überschreiten
  • sofern sie eine Konzentration von 0,01 % in „Rinse-off-Produkten“ überschreiten

Handelt sich um eine Beduftung reizarmer Natur bzw. liegt die Konzentration des Duftstoffes unterhalb der Grenzwerte, muss dies lediglich als Parfum, Aroma oder Fragrance in der Inhaltsstoffliste deklariert werden.

Liste deklarierungspflichtiger Duftstoffe nach der  Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009 (Artikel 19) [4]
  • Alpha-Isomethyl Ionone*
  • Amyl Cinnamal*
  • Amylcinnamyl Alcohol*
  • Anise Alcohol*
  • Benzyl Alcohol*
  • Benzyl Benzoate*
  • Benzyl Cinnamate*
  • Benzyl Salicylate*
  • Butylphenyl Methylpropional*
  • Cinnamal**
  • Cinnamyl Alcohol**
  • Citral**
  • Citronellol*
  • Coumarin*
  • Eugenol*
  • Evernia Furfuracea Extract***
  • Evernia Prunastri Extract***
  • Farnesol**
  • Geraniol*
  • Hexyl Cinnamal*
  • Hydroxycitronellal**
  • Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexene Carboxaldehyd***
  • Isoeugenol***
  • Limonene*
  • Linalool*
  • Methyl 2-Octynoate*

***Hochpotente Allergieauslöser mit hohem Sensibilisierungspotential [5]

**Potente Allergieauslöser mit mittlerem Sensibilisierungspotential [5]

*Wenig potente Allergieauslöser mit geringem Sensibilisierungspotential [5]

Problematik Duftstoffe

Duftstoffe in Kosmetika besitzen weder pflegende noch irgendwelche heilenden Eigenschaften. Sie sind in meinen Augen – vor allem in Produkten für Babys und Kleinkindern – überflüssig. Hinzu kommt, dass die heutige Industrie viele Duftstoffe einsetzt, ohne deren Langzeitfolgen für den menschlichen Körper kennen. Über mögliche negative Langzeiteffekte, vor allem bei dem Einsatz von synthetischen Duftstoffen, wird bis heute spekuliert.

Ein Grund dafür ist, dass viele Duftrezepturen patentrechtlich geschützt sind und somit nicht genau analysiert werden können – und selbst dann würden die Mischungen wahrscheinlich so komplex sein, dass es sehr schwierig ist Wechselwirkungen von Stoffen innerhalb dieser Gemische zu erforschen.

https://www.kosmetik.org/

Vorsicht vor den Bezeichnungen „sensitiv“ oder „parfümfrei“

Die Bezeichnung „sensitiv“ impliziert, dass ein kosmetisches Produkt hautverträgliche Inhaltsstoffe enthält (z. B. keine Duftstoffe) oder für sensible Haut geeignet sei. Leider ist der Begriff nicht geschützt und kann quasi auf jedem Produkt stehen. Auch auf Produkten, die Duftstoffe enthalten.

Auch auf den Hinweis „parfümfrei“ kann man sich nicht verlassen. Landesuntersuchungsämter haben vor einiger Zeit Körperpflegemittel, die als „parfümfrei“ ausgelobt wurden, untersucht. Im Fokus der Untersuchung standen die kennzeichnungspflichtigen Duftstoffe mit allergenem Potenzial. Bei etwa 20% der untersuchten „parfümfreien“ kosmetischen Mittel wurden Duftstoffe nachgewiesen – zum Teil sogar in hohen Konzentrationen [6].

Wer auf Duftstoffe verzichten möchte oder muss, sollte nicht auf die pauschale Auslobung „sensitiv“, „parfümfrei“ oder „duftfrei“ vertrauen. Sicherheit bringt hier z. B. das DAAB-Logo, mit dem Produkte auszeichnet werden, die durch den DAAB überprüft wurden und ohne Duftstoffe und potente Allergieauslöser sind.

Das DAAB-Logo des deutschen Allergie- und Asthmabundes

Anmerkung: Das DAAB- Logo garantiert lediglich die Abwesenheit von Duftstoffen. Es ist keine Garantie für andere ungeeignete Inhaltsstoffe oder Schadstoffe

Mehr dazu auch auf meinem Instagram-Kanal:

Quellen

[1] https://www.bvdd.de/aktuelles-presse/presse-newsletter/details/wenn-duefte-allergisch-machen/

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Duftstoff

[3] https://www.bfr.bund.de/cm/343/bfr_empfiehlt_europaweit_einheitliche_regelung_fuer_den_einsatz_neuer_duftstoffe_in_kosmetischen_mitteln.pdf

[4] https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2009:342:0059:0209:de:PDF

[5] https://www.daab.de/haut/kontaktallergie/hauptausloeser/duftstoffe/

[6] https://www.test.de/Parfuemfreie-Kosmetika-In-vielen-Produkten-sind-Duftstoffe-4654564-0/

Ein Kommentar

  • Christoph

    Gibt es bereits Langzeitstudien über die Wirkung von Duftstoffen? Kosmetik mit Duftstoffen finde ich in der Hinsicht in Ordnung, wenn der Duft und dessen Wirkung gesundheitsfördernd ist. Immerhin müssen Duftstoffe, auf die allergisch reagiert werden kann, schon gekennzeichnet werden.

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