Wie bedenklich ist Melamin?
In diesem Beitrag geht es um Melamin – ein Material, das in vielen Produkten für die Kleinen verwendet wird. Doch was ist Melamin genau? Und warum wurde Melamin 2023 als einen besonders besorgniserregenden Stoff (SVHC) eingestuft?
Was sind Melaminharze
Melaminharze sind Kunstharze, die aufgrund ihrer Bruchsicherheit und Hitzebeständigkeit häufig zur Herstellung von Camping- oder Kindergeschirr verwendet werden.
Diese Melaminharze sind Polymere, die auf den Verbindungen Melamin und Formaldehyd basieren.
Melaminharze können bei Berührung mit Säuren aus Obst und Gemüse oder beim Erhitzen über 70 °C, beispielsweise bei heißem Tee, Kaffee oder Premilch, erhebliche Mengen an Formaldehyd und Melamin an die Lebensmittel abgeben. Quelle
Formaldehyd gilt als krebserregend
Formaldehyd, eine Chemikalie mit breiter Anwendung in Industrie und Alltag, ist aufgrund seiner krebserregenden Eigenschaften in den Fokus gerückt. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat Formaldehyd als krebserregend für den Menschen eingestuft, was bedeutet, dass bei langfristiger und hochkonzentrierter Exposition ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen besteht.
Formaldehyd fällt unter die Kategorie der sogenannten CMR-Stoffe (krebserzeugend, mutagen oder reproduktionstoxisch). Diese Klassifizierung weist darauf hin, dass Formaldehyd nicht nur krebserregend, sondern auch potenziell genetisch schädlich oder fortpflanzungstoxisch sein kann. Quelle
Ein relevanter Aspekt in diesem Kontext ist die Verwendung von Melaminprodukten. Beim Erhitzen dieser Produkte über 70 °C oder beim Kontakt mit Säuren aus Obst oder Gemüse können geringe Mengen Formaldehyd freigesetzt werden. Daher ist es ratsam, Melaminprodukte mit Vorsicht zu verwenden und die Sicherheitsrichtlinien zu befolgen, insbesondere im Umgang mit heißen Lebensmitteln. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um potenzielle Gesundheitsrisiken zu minimieren und eine sichere Verwendung zu gewährleisten.
Melamin und seine Einstufung als SVHC
2019 untersuchte das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) die potenziellen gesundheitlichen Risiken im Zusammenhang mit der Verwendung von Geschirr aus Melamin-Formaldehyd-Harz (MFH), insbesondere solchen, das als „Bambusware“ vermarktet wird. Diese Produkte werden oft für Mehrweg-„Coffee to go“-Becher, Kindertassen und -schalen verwendet.
Die Untersuchung konzentrierte sich darauf, ob die regelmäßige Verwendung dieser Geschirrart, insbesondere mit heißen Flüssigkeiten wie Kaffee, Tee oder Brei, gesundheitliche Risiken birgt.
Sie kommen zum Ergebnis: „Melamin kann bei dauerhafter Aufnahme in hohen Mengen Harnwegssteine und Nierenschäden verursachen“ und „Langzeit-Tierversuche mit Nagern haben auf Blasensteinbildung, Blasenkrebs und Nierenschäden durch Melamin hingewiesen. Diese Ergebnisse betonen die potenziellen Risiken, die mit der langfristigen Exposition gegenüber Melamin verbunden sein könnten.“ Quelle
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat daher Melamin Anfang 2023 als besonders besorgniserregenden Stoff (engl. Substance of very high concern, SVHC) eingestuft. Wenn ein Stoff in die SVHC-Liste aufgenommen wird, bedeutet dies, dass er als besonders besorgniserregend für die Gesundheit des Menschen oder die Umwelt eingestuft wurde. Solche Stoffe können erhebliche Gefahren darstellen. Quelle
Aber: Die Aufnahme bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Verwendung dieses Stoffs verboten ist. Die Einstufung als „Substanz von sehr hoher Sorge“ ermöglicht es vielmehr, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die Verwendung sicher erfolgt oder bestimmte Beschränkungen und Anforderungen für die Verwendung festgelegt werden.
Du bist unsicher, ob dein Geschirr Melamin enthält?
Ob Geschirr oder Küchenutensilien aus Melamin-Formaldehyd-Harzen bestehen, erkennt man leider nur an einem bisher freiwilligen Hinweis der Hersteller.
Häufig fehlt die Kennzeichnung für eine sachgemäße Verwendung oder sie ist schlecht lesbar.
Am besten Produktbeschreibungen online auf der Herstellerseite überprüfen oder direkt beim Hersteller anfragen, ob es Infos zur Materialzusammensetzung gibt.
Fazit
Die Verwendung von Geschirr aus Melaminharzen erfordert besondere Aufmerksamkeit aufgrund der SVHC-Einstufung, der potenziellen Freisetzung von Formaldehyd und Melamin bei Erhitzung oder Kontakt mit Säuren sowie der damit verbundenen Gesundheitsrisiken.
Vorsichtsmaßnahmen:
- Beim Erhitzen von Melaminprodukten über 70 °C oder dem Kontakt mit säurehaltigen Lebensmitteln ist Vorsicht geboten.
- Langfristige Nutzung von Melaminharzgeschirr sollte vermieden werden, insbesondere bei heißen Flüssigkeiten oder sauren Speisen.
Alternativen: Es gibt sicherere Alternativen zu Melaminharzgeschirr, wie z.B. Geschirr aus Glas, Edelstahl, Emaille oder anderen Keramiken. Diese Materialien sind weniger anfällig für gesundheitliche Bedenken und bieten umweltfreundlichere Optionen.